Buchrezension: Die drei ??? und die Geisterfrau
Ein weiterer Sonderband mit japanischer Bindung ist erschienen. Der Fall stammt aus der Feder von Andreas Ruch, den der Verlag hiermit als neuen Autor der Reihe eingeführt. Wie ist der Sonderband gestaltet und wie ist er geschrieben?
Aufmachung des Buches
Wenn man das Buch in die Hand nimmt, merkt man sofort, dass es ein besonderer Fall ist: Es ist schwer! Viel schwerer als das Buch eines regulären Falles. Dies liegt daran, dass das Buch im Vergleich zu den normalen Fällen mehr Seiten hat.
Außerdem fällt auf, dass die Bindung eine besondere ist: sie ist japanisch. Bei dieser Bindung ist jede Doppelseite außen geschlossen. Um den Inhalt zwischen den Seiten lesen zu können, muss man sie zunächst selbst auftrennen. Das geht in diesem Fall recht einfach, weil die Seiten vorperforiert sind. Ich habe zum Auftrennen ein Messer genommen; ein Brieföffner oder ein Lineal sollten aber genauso gut gehen.
Nachdem die Seiten dann nach und nach während des Lesens geöffnet wurden, sieht das Buch hinterher in etwa wie folgt aus:
Das Buch erzählt einen Fall der drei ??? auf eine Weise, die diese Bindung des Buches nutzt. Auf den Außenseiten der zunächst verschlossenen Doppelseiten wird der Fall in der gewohnten Erzählform erzählt. Auf der Innenseite wird dann gelegentlich ein zweiter Erzählstrang eröffnet; dieser erzählt den Fall nicht aus der Sicht der drei Detektive, sondern aus der Perspektive einer anderen Person und liefert so Hintergrundinformationen. Manchmal finden sich hier auch Illustrationen des Autors und andere Abbildungen.
Ich würde hier sehr gerne Fotos von den Innenseiten zeigen, aber dann würde ich dem geneigten Leser die Freude am eigenen Entdecken nehmen …
Nicht zuletzt wegen der japanischen Bindung ist das Lesen sehr aktiv. Der Leser muss nach jeder Doppelseite am rechten Rand die Seiten auftrennen, um zur nächsten Doppelseite zu kommen. Überspringen sollte man diesen Vorgang nicht – die Geschichte ist so geschrieben, dass der Leser ihr ohne den Inhalt der Innenseiten nicht folgen kann.
Kollegen, auf zum Inhalt!
Ich versuche hier, den Inhalt zu beschreiben, ohne die Lektüre zu verderben.
Der Autor gibt einen schönen nostalgischen Einstieg in Fall mit klassischen Themen: Bobs Vater bittet den dritten Detektiv, bei einer Recherche zu einem Artikel für die Los Angeles Post über ein Hotel zu helfen. In dem Hotel spukt ein Geist, und ein Testament ist auch mit im Spiel. Wie beim Klassiker-Fall des grünen Geists bleibt Justus zunächst in Rocky Beach; dadurch gibt es einen schönen Bezug zu den alten Fällen. Justus’ Cousin Ty tritt auf und so wird auch auf die Fälle der »Crimebusters«-Ära verwiesen.
Der Fall fließt im ersten Drittel ruhig und stimmungsvoll dahin, als plötzlich mit Beginn des zweiten Drittels eine Überraschung Fahrt in den Fall bringt. Dann stößt auch Justus zu seinen Freunden, und bringt durch eine schauspielerische Leistung erneut Bezug zu alten Fällen.
Im letzten Drittel findet dann ein sehr schönes Verwirrspiel statt und der Fall nimmt noch mehr Fahrt auf. Auch der Abschluss des Falls ist klassisch und zeigt die grundlegenden Charaktereigenschaften der Detektive: Justus referiert, Peter zeigt körperlichen Einsatz und Bob unterstützt.
Mein Fazit
Der Schreibstil hat mir gut gefallen. Auf den zunächst verschlossenen Doppelseiten erhält der Leser durch das Schildern aus der Ich-Perspektiven der Nebencharaktere Einblicke in deren Denken, Gefühlsleben und ihre Motivation.
Die »Cliffhanger« finde ich gut gesetzt. Auch der Wechsel der Handlungsstränge und das Schildern der Zusatzinformationen nebst der Illustrationen auf den Zwischenseiten finde ich sehr gelunden. Dadurch ist der Fall sehr abwechslungsreich geschrieben.
Die Illustrationen haben sehr passend die Erzählung unterstützt. Und sie haben zum Mitraten eingeladen – das ist etwas, das ich in den neueren Fälle vermisse. Bei diesem Fall habe ich mehrfach hin- und hergeblättert und in den Illustrationen im Text gegebene Hinweise oder Bezüge gesucht. Es war also nicht nur ein lineares Lesen.
Insgesamt habe ich einen schönen Mitratefall genossen. Mir war beim Lesen einiges sofort klar, bei anderen Punkten war ich mir aber nicht sicher, ob es sich um eine falchse Fährte handelt oder nicht.
Für die Zielgruppe ist das Buch denke ich sehr geeignet. Durch das Thema »Geist« ist die Geschichte nur ein kleines bisschen gruselig.
Das Buch ist ein sehr guter Erstling des neuen Autors für die Reihe. Er bringt viele Bezüge zu klassischen Fällen, ohne allzu rückgewandt zu wirken. Ich möchte von Andreas Ruch gerne Fälle in der Hauptreihe lesen.
Weiterlesen
Wenn dir die Art dieses Buches gefallen hat, dann solltest du unbedingt auch »Das Grab der Maya« von André Marx lesen. Es ist auch japanisch gebunden und ebenfalls sehr gut geschrieben.
Andreas Ruch ist bisher hauptsächlich für seine Illustrationen bekannt, die er im Stile von Aiga Rasch zeichnet. Vor einigen Jahren hat er durch das Veröffentlichen alternativer Drei-???-Cover im diesem Stile auf sich aufmerksam gemacht. Zu der Zeit habe ich ein Interview mit ihm geführt.
Aufgrund der zahlreichen klassischen Themen wie »Geist« und »Testament« möchte ich dir gerne einige ebenso klassische Fälle ans Herz legen. Nur welche? Zu diesem Themen gibt es so viele … Vielleicht »Die drei ??? und der grüne Geist« oder »Die drei ??? und die gefährliche Erbschaft«?
Für diese Rezension hat mir der Kosmos Verlag ein Exemplar der ersten Auflage des Buchs zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!