Interview mit Andreas Ruch

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Im Spätsommer 2018 tauchte auf Instagram nahezu täglich ein Bild auf, das an die Titelbilder der drei ??? erinnerte. Da der Bilderstrom nicht abriss, wurde ich neugierig, wer denn diese Bilder zeichnet, und nahm Kontakt auf.

Es stellte sich heraus, dass der Mensch hinter den Bildern Andreas Ruch heißt und (wie eigentlich jeder Fan) bereitwillig Auskunft über seine Leidenschaft gab. Nachfolgend kannst du ein Interview lesen, das ich per E-Mail mit ihm geführt habe.

Wie bist du auf die Idee gekommen, auf Instagram deine Bilder zu veröffentlichen?

Das war letztlich naheliegend. Ich habe vor einigen Monaten meine Illustrationen und Alternativ-Cover in diversen Fangruppen auf Facebook gepostet und dort ein ziemlich gutes Feedback bekommen.

Das war nicht ohne Risiko. Schließlich hätten die drei ??? Fans dort auch sagen können: »Schön, dass du zeichnen kannst, aber wer braucht sowas? Es gibt doch schon alles.« Das Risiko bin ich eingegangen und es ist gut gelaufen. Die Mitglieder mochten es.

Als ich dann kürzlich im Urlaub war und nichts neues posten konnte, habe ich einfach meine alten Facebook-Posts auch auf Instagram geteilt und meinen Account andicz1975 zu einem Fan-Art-Profil umgebaut.

Zugegeben: Ich habe schon recht offensiv nach Leuten gesucht, die meine Bilder mögen könnten. Ich wollte gerne Reichweite, aber auf jeden Fall Fans ansprechen und nicht einfach nur Menge machen. Das »von Fan für Fans« ist mir sehr wichtig.

Aus den Texten zu deinen Grafiken kann man erschließen, dass du ein Kassettenkind bist und der Reihe lange die Treue gehalten hast. Was macht für dich den Reiz aus?

Ich bin Kassettenkind durch und durch. 1982 habe ich meine erste Folge von meiner Cousine geschenkt bekommen. Das war »der grüne Geist«. Was für ein Einstieg! Ich habe die Geschichte sofort geliebt und war fortan infiziert.

Damals war es der große Reiz des Abenteuers. Das war exotisch, spielte es doch in den USA und war schon deshalb irgendwie cooler als andere Serien. Für Kinder in dem Alter (ich war fast 7) war das einfach großartig.

Nach und nach entwickelte sich das Ganze aber auch zu einer sentimentalen, nostalgischen Erinnerung. Die alten Geschichten zu hören ist wie eine nie endende Zeitreise und eine direkte Verbindung in die eigene Kindheit.

Das ist schon irre und irgendwie unglaublich, denn ich kenne nichts vergleichbares, was dieses Gefühl in mir erzeugt. Das ist tiefe Verbundenheit, beruhigende Gewohnheit und kindliche Freude.

Das erzeugen die neuen Hörspiele übrigens auch heute noch bei mir. Natürlich nicht so intensiv, wie bei den alten Folgen. Das ist nicht endlos wiederholbar. Kindergehirne ticken anders, da brennt sich alles wesentlich tiefer ein. Aber ich freue mich auch heute noch sehr über jede Folge – und kaufe sie natürlich auf Kassette, so lange es noch geht.

Bist du der Reihe durchgehend gefolgt oder hast du zwischendurch eine Pause eingelegt, in der sie dich nicht mehr interessiert hat?

Da muss ich genau nachdenken, denn gefühlt höre ich den drei Jungs jeden Tag zu. Ich glaube, irgendwo zwischen »Das Volk der Winde« und »Die Musikpiraten« war ein kurzer Bruch. Bin aber schnell wieder zurückgekehrt und habe die wenigen Lücken schnell aufgefüllt. Das würde ich als »durchgehend« gelten lassen. Zumindest fühlt es sich heute so an.

Liest du eher die Bücher oder hörst du eher die Hörspiele?

Ich habe eigentlich immer nur die Hörspiele gehört. Ich war aber auch immer der Meinung, dass es unnötig sei, auch noch die Bücher zu lesen.

Seit kurzer Zeit belehre ich mich da eines Besseren. Beispielsweise bei der »singenden Schlange« – das Ende ist im Buch ganz anders, viel ausführlicher. Und auch sonst erfährt man deutlich mehr über die Charaktere.

Das gefällt mir sehr. Es hilft mir auch als Inspiration bei den Covern, da man dann einfach viel konkretere Bilder im Kopf bekommt. Aktuell kaufe ich also viele Bücher und sichere mir Lesestoff für die nächsten Jahre.

Mal angenommen, die Hauptsprecher hörten morgen auf. Wen könntest du dir als Nachfolger vorstellen? Würdest du dir wieder Sprecher wünschen, die dem Alter der Charaktere entsprechen?

Da hab ich gar keine Idee, da mich die Stimmen schon ein Leben lang begleiten. Ich denke, ich würde bei den Hörspielen dann einen Punkt setzen und nur noch die Bücher lesen.

Welches Thema für einen Fall würdest du dir wünschen?

Ich mag total gerne Fälle, die irgendetwas mit Geschichte zu tun haben. Da fällt mir spontan »Botschaft von Geisterhand«, »die flüsternde Mumie«, »Toteninsel» oder «das Aztekenschwert« ein.

Jahrhundertealte Rätsel und Gegenstände haben auf mich eine ganz besonders mysteriöse Wirkung. Eine kunsthistorische Archäologenfolge mit Dr. Lou Ann Arroway wäre also ziemlich toll.

Welche Frage hätte ich dir noch stellen sollen? 🙂

Zum Beispiel, wie ich überhaupt darauf gekommen bin, diese alternativen Cover zu gestalten. Also, ich antworte mal. 🙂

Ich habe schon vor etwa zehn Jahren einige Cover gemacht, damals aber eher Portraits von Freunden in den Drei-???-Stil gebracht und einen schönen Titel dazu ausgedacht. Das wurde dann ein bisschen langweilig und ich habe wieder damit aufgehört.

Als kürzlich der Blutmond am Himmel stand, dachte ich mir: »was für ein toller Titel für eine Drei-???-Folge – der blutende Mond!«. Und dann habe ich einfach noch mal ein Cover gemacht. Und noch eins. Und dann noch eins. So wurden schnell sehr viele daraus.

Ich habe den Stil und die Cover von Aiga Rasch schon sehr früh verehrt. Das hat ein großen Anteil an der Magie der drei Detektive und hat mich als Kind schon total beeindruckt und stilistisch geprägt. Diese Magie wollte ich gerne beschwören.

Die neuen Cover sind schön, da will ich nicht falsch verstanden werden. Aber manche stelle ich mir dann doch ein bisschen anders vor. Also habe ich losgelegt und meine ganz persönliche Hommage an Aiga Rasch »zu Papier« gebracht.

Da ich seit 20 Jahren als Werbegrafiker unterwegs bin, habe ich auch die handwerkliche Versiertheit, meinen Gedanken Ausdruck zu verleihen. Und das macht mir so großen Spaß, das ich noch viel vorhabe.

Danke für das Interview, Andreas.

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Dies sind die Facebook-Gruppen, in die Andreas ursprünglich seine Bilder gepostet hatte:

Es gibt inzwischen zwei Bildergalerien, in denen du Andreas’ Werke gesammelt bewundern kannst. Eine hat er auf Facebook erstellt, eine weitere gibt es auf Rocky-Beach.com.

Dort wirst du auch das Bild finden, auf dem die Header-Grafik auf der Einstiegsseite von felsenstrand.de basiert. Diese Grafik hat mir Andreas freundlicherweise zur Verfügung gestellt.

Wenn du wissen möchtest, was Andreas sonst noch treibt, dann folge ihm auf Instagram oder Facebook.

Die Jungs vom spezialgelagerten Sonderpodcast haben Andreas interviewt, als sie die Aiga-Rasch-Ausstellung in Fulda besucht haben.

Ich habe über Aiga Rasch in meinem Artikel zu der Frage »Wer zeichnet die Titelbilder der drei Fragezeichen?« geschrieben.

Dieses Interview habe ich im Oktober 2018 mit Andreas geführt. In der Zwischenzeit sind seine Arbeiten von der Fangemeinde sehr positiv aufgenommen worden. Diesen Artikel habe ich im Laufe der Zeit um diverse Verweise auf Beiträge anderer Fans ergänzt.