Die drei ??? – Schrecken aus der Tiefe – Rezension
Ein Seeungeheuer, ein Juwelenraub und Verrat unter Schatzsuchern!
Klappentext:
Ein Angler kämpft minutenlang mit seinem Fang, geht letztendlich über Bord und wird unter Wasser gezogen …Justus, Peter und Bob sind Augenzeugen dieser Szene und eilen prompt zur Hilfe. Als der Mann sich endlich wieder an Land befindet, stammelt er schreckensbleich immer wieder dieselben Worte: »Im See ist ein Monster!« Aber jeder weiß: Monster gibt es nicht. … Oder etwa doch? Ein neuer Fall für die drei Detektive!
Diese Rezension enthält nur kleine Bemerkungen zum Inhalt des Falles. Eine kurze Inhaltsangabe habe ich in einem anderen Artikel gegeben.
Die Buchvorlage
Der Autor Marco Sonnleitner hat mich sehr gemütlich durch die Geschichte geführt, so dass ich das Buch gut in einem Rutsch durchlesen konnte. Dank der schriftstellerischen Brotkrümel, die er während der Erzählung ausgestreut hat, habe ich mich gut durch die Geschichte gehangelt. Ab und zu gab es eine Überraschung und ich habe viele schöne kleine Ideen entdeckt.
Zum Schluss des Falls gab es vor den auflösenden Kapiteln wieder einen Sonnleitner-typischen Cliffhanger. Der Leser wurde hier so auf die Folter gespannt, wie Justus es gerne mal mit Bob und Peter macht.
Die mehrere Kapitel überspannende Auflösung war zwar lang, diese Länge wird aber für die stimmungsvolle Auflösung tatsächlich auch gebraucht.
Bei der Charakterisierung der Detektive gibt es ganz leichte klassische Anleihen. Justus ist nur ein bisschen schlaumeierisch und Peter darf sich ein bisschen sportlich betätigen. Die einzige Recherche macht allerdings Justus und nicht Bob.
Ich habe deutliche Parallelen zum Fall »Die drei ??? und die Geisterinsel« ausgemacht: Der Hintergrund der Geschichte ist ein Raub, der vor vielen Jahren stattgefunden hat; die Polizei hat die Täter auf der Flucht gefasst, die Beute wurde jedoch nicht gefunden; es waren drei Täter und die Geschichte spielt am Wasser.
Insgesamt hat mir die Geschichte sehr gut gefallen. Die Parallelen zur Geisterinsel sorgen für eine schöne Resonanz, ebenso wie ein kurzer Verweis auf Denzel Washington. Der Fall ist sauber konstruiert. Die vielen kleinen Ideen greifen schön ineinander.
Als verwandte Fälle bieten sich »Die drei ??? und die Geisterinsel« sowie »Die drei ??? – Schwarze Sonne« an. Wer einen Fall mit einer ähnlichen Art von Auflösung lesen möchte, kann zu »Die drei ??? – Stadt der Vampire« greifen.
Für wen ist das Buch geeignet? Fans von komplizierten Ermittlungsfällen am Wasser kommen auf ihre Kosten. Gruselelemente halten sich in Grenzen.
Die Hörspielumsetzung
Bei der Sprecherleistung habe ich keine Höhen und Tiefen entdecken können. Über die Besetzung von Peter Kirchberger als Simon habe ich mich gefreut, weil ich diese Stimme aus meiner Kindheit von den fünf Freunden kenne. Leider ist die Stimme jedoch so markant, dass sie im Gespräch am See deutlich erkennbar ist – die Spannung, wer das gewesen sein könnte, wird dadurch genommen.
Bei den Effekten habe ich am Anfang des Hörspiels innerlich den Kopf geschüttelt. Vom Geräusch her wäre ich nie und nimmer darauf gekommen, dass die Detektive an einem See stehen und Steine werfen. Die restlichen Effekte sind mir bis auf eine Ausnahme nicht in Erinnerung geblieben: Das Telefonat mit Inspektor Cotta ist unglaublich schlecht zu verstehen. Es klingt so, als ob die Handgurke von Meikel dem Funkfuchs kaputt wäre. Die Musik hingegen ist mir dieses Mal eher positiv aufgefallen. Stellenweise fand ich sie sehr stimmungsvoll.
Die Kürzungen und Änderungen haben auch dieses Mal bei mir leider zu starkem Kopfschütteln geführt. Es ist dies das vierte Hörspiel in Folge, das ich nicht gut umgesetzt finde. Die Erklärung dauert hier auch wieder etwas länger.
Kurz gesagt: Im Buch war das Seeungeheuer nur ein kurzer Einstieg in die viel längeren Ermittlungen zum eigentlichen Fall. Es ist im Hörspiel durch die Änderungen viel wichtiger als im Buch. Im Ergebnis wird der Charakter der Geschichte also durch zu viele Kürzungen und Änderungen wesentlich verändert.
Außerdem gibt es viele kleinere Änderungen, bei denen ich keinen Grund dafür erkennen kann.
Ein Beispiel: Im Hörspiel ist die Attrappe des Seeungeheuers einfach und billig. Im Buch ist sie hingegen aufwändig hergestellt. In Zusammenhang mit der leichten Auffindbarkeit des Seeungeheuers kommen die drei Detektive im Buch zu dem Schluss, dass die Attrappe aus einem bestimmten Grund hergestellt wurde und einem höheren Ziel dient. Im Hörspiel fehlt das.
Zu den Kürzungen möchte ich nur ein ausführlicheres Beispiel geben: Das Verschwinden von Macs Sohn Ben taucht im Hörspiel nicht auf. Dadurch wird einerseits der mysteriöse Unbekannte erst plötzlich zum Schluss eingeführt, als er Bob und Peter entführt, andererseits fehlt dadurch die für die Ermittlungen entscheidende Hinleitung auf die Strömungsverhältnisse im See. Zudem werden deswegen die ehemals gefalteten Papierseiten nicht gefunden, sondern auch hier kurz vor Schluss zufällig im Wasser entdeckt. Das zerstört das Gefüge der an sich hübsch konstruierten Handlungsstränge und klopft alles einfach platt. Das Ergebnis ist ein hektisches Ende mit einer plötzlich erscheinenden Person, das eine langweilige ziemlich gradlinige Geschichte abschließt.
Und auch der Besuch im Gefängnis, das Gespräch mit den Gefangenen, das Verstecken im dortigen Archiv, das Entwenden der Briefe des Verstorbenen wurde einfach gestrichen und durch eine einfache Bemerkung zu Postkarten (nicht Briefen) ersetzt. Diese Streichung verstehe ich nicht. Hier wurde die Gelegenheit zu vielen schönen Szenen ausgelassen.
Jetzt habe ich natürlich das Problem, eine Antwort auf die Fragen »Für wen ist das Hörspiel geeignet?« zu finden.
Ich denke, dieses Hörspiel kann man nur hören, wenn man nicht allzu große Ansprüche an die Geschichte stellt. Die Sprecher sind ordentlich, die Musik ganz gut, und bei den Effekten gibt es ein paar Aussetzer. Also: Falls du eine Folge hören möchtest, die dich stark an die Geisterinsel erinnert, auch »irgendwie mit Wasser« zu tun hat, und die ansonsten eher dahinplätschert, hast du hier vielleicht deine Freude.
Ich werde das Hörspiel wahrscheinlich wenig bis gar nicht hören.
Fazit
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Die Geschichte ist schön konstruiert und der kurze Aufhänger mit dem Seeungeheuer tritt hinter den eigentlichen Ermittlungen angenehm zurück. Vom Hörspiel möchte ich abraten, weil es durch die Kürzungen zu geradlinig und langweilig ist und auch nicht durch besondere Effekte oder Sprecherleistungen hervorsticht.
Das Buch sehe ich in der unteren Tabellendrittel, das Hörspiel im Tabellenkeller.
Weiterlesen
Der Buchwurm hat eine Rezension zum Buch verfasst. Das Buch kommt dabei ähnlich gut weg wie bei mir – bis auf die Analyse des groben logischen Fehlers, per Gartenschlauch bei der Tiefe tauchen zu können. Lesenswert!
In der Kassettenbox findet sich natürlich auch eine Rezension zum Hörspiel. Hier kommt die geradlinige Handlung deutlich besser weg.