Warum unterscheiden sich die Inhalte der Bücher und Hörspiele teilweise voneinander?
Wenn du zu einem Fall das Buch gelesen und das Hörspiel gehört hast, dann werden dir ab und zu inhaltliche Unterschiede aufgefallen sein. Warum ist das so?
Ich habe dafür drei Gründe ausgemacht. Die Reihenfolge der Veröffentlichungen als Buch und als Hörspiel wurde verändert, der Dialogbuchautor hat eigene Inhalte eingebracht, und der Autor des Dialogbuchs hat wegen der Übertragung auf ein anderes Medium Inhalte angepasst.
Reihenfolge der Veröffentlichungen der ersten Fälle
Mit dem Gespensterschloss erschien 1968 das erste deutsche Buch. Das erste Hörspiel war der Super-Papagei, Europa brachte es 1979 heraus.
Es gab bereits mehr als 20 Bücher auf dem Markt, als die Hörspielreihe begann. Europa konnte sich daher aussuchen, mit welchem Fall die Hörspielreihe beginnen sollte. Die Verantwortlichen begannen mit den Fällen, die ihnen am vielversprechendsten und geeignetsten erschienen.
Da die Geschichte teilweise kleine Bezüge untereinander hatten, musste einiges im Vergleich zur Buchreihe geändert werden. So konnte zum Beispiel die Suche des Spukschlosses als Werbemaßnahme nach Gründung der Detektei nicht in der vorliegenden Form übernommen werden und entfiel in der Hörspielfassung des Gespensterschlosses. Auch die kleinen Überleitungen zwischen den Fällen mussten geändert oder gestrichen werden. Außerdem zog sich ein Thema durch die ersten Fälle: der Rolls-Royce, wie die Detektive zu ihm kamen und ob sie ihn behalten durften.
Eigene Inhalte durch den Dialogbuchautor
Aus den Büchern wird von einer Person jeweils ein Dialogbuch erstellt, auf dessen Basis dann das Hörspiel eingesprochen wird. Das hat bis Folge 60 H.G. Francis übernommen, danach André Minninger.
Francis fügte gelegentlich eigene, kleine Inhalte ein. Diese beschränkten sich auf wenige Worte: Die »Rokkokokokotte« aus dem Zauberspiegel kam im Buch nicht vor, und auch der »Haschemitenfürst« der silbernen Spinne war eine eigene Schöpfung.
Eine ebenso kleine Änderung nimmt André Minninger gelegentlich vor. Er schreibt den Polizisten Goodween in das Hörspiel, den er dann auch selbst spricht.
Seine Änderungen sind teilweise aber auch umfangreicher. Manchmal schreibt er das Ende von Fällen etwas um und lässt Personen hier anders handeln als im Buch.
Übertragung auf anderes Medium
Die Hörspiele erscheinen in der Regel nach den Büchern, das Buch wird also auf einen Tonträger – ein anderes Medium – übertragen. Vergleichen kann man dies mit der Übertragung eines Buches auf die Kinoleinwand oder die Umsetzung eines Films als Musical.
Jedes Medium hat seine eigenen Eigenschaften und »funktioniert« anders. Letzten Endes geht es darum, eine gute Geschichte mit diesem Medium zu erzählen. Damit eine Geschichte nach einer Übertragung auch auf dem neuen Medium »funktioniert«, muss während des Übertragens gelegentlich etwas geändert werden. Hierbei muss dann auf besondere Eigenschaften des neuen Mediums geachtet werden.
Beispielsweise ist die mögliche Länge des Hörspiels eine Eigenschaft des Tonträgers. In welchem Umfang die Geschichte als Hörspiel erzählt werden kann, hängt entscheidend davon ab, wieviel Zeit zur Verfügung steht. Unter Umständen muss der Inhalt gekürzt werden. Anders als im Buch können wegen der Kürzungen nicht alle Details untergebracht werden; es wird dann das ausgewählt, was für die Geschichte relevant ist.
Beim Kürzen muss der Autor des Dialogbuches beachten, dass der Fall logisch bleiben sollte. Gelingt ihm dieses nicht, bleiben Fragen offen – wie beispielsweise im seltsamen Wecker: Wer nur das Hörspiel kennt, wird sich fragen, um welches Buch es geht, von dem laufend geredet wird. Und was hat es mit den Zahlen auf sich, die auf einen Zettel geschrieben sind?
»Nimm dir das Buch vor!«
Insgesamt gibt es also mehrere Einflüsse, die dazu führen, dass ein Hörspiel inhaltlich vom Buch abweicht. Wenn man als Hörer eines Falles also das Gefühl hat, dass nicht alle Zusammenhänge logisch erklärt werden können oder Details zu fehlen scheinen, dann kann dies durchaus an der Umsetzung des Buches als Hörspiel liegen. Ein Blick in die entsprechende Buchvorlage könnte in dem Fall für Aufklärung sorgen.