Rezension: Die drei ??? und das silberne Amulett

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Eine Dose mit rätselhaftem Inhalt, ein verschwundener Wissenschaftler und ein Indianerschatz!

Klappentext

Eine rätselhafte Botschaft fliegt über den Zaun des Schrottplatzes: eine Dose, darin Schlüssel, ein Parkschein und ein silbernes Amulett. Was hat es damit auf sich? Und vor allem: Wer hat den drei ??? die Dose zugespielt? Justus, Peter und Bob müssen Antworten auf viele Fragen finden – und das schnell …

Die Buchvorlage

Eine unbekannte Person wirft eine Keksdose über den Bretterzaun, der den Schrottplatz umgibt. Sie enthält mehrere Gegenstände, die nicht zueinander zu passen scheinen. Der auffälligste davon ist das titelgebende silberne Amulett.

Die drei Detektive ermitteln, was es mit diesen Gegenständen auf sich hat und stoßen auf einen Indianerschatz, aus dem das Amulett stammt. Anhand dieser Ermittlungen hat mich der Autor gut durch die Geschichte geführt. Passend zum Inhalt liegt der Schwerpunkt auf ruhigen Ermittlungsszenen, die von einigen lustigen Ideen und Aktionsszenen aufgelockert werden.

Die Geschichte konnte ich gut in einem Rutsch durchlesen. Die Handlung fließt ruhig dahin – dies liegt für mich daran, dass in diesem Fall die Detektive größtenteils gemeinsam ermitteln und bis auf eine Ausnahme in jeder Szene gemeinsam unterwegs sind. Große Sprünge zwischen Handlungsorten werden so vermieden.

Den einzigen Schwachpunkt mache ich am Schluss aus. Die Handlung endet im vorletzten Kapitel abrupt mit einem Höhepunkt. Daran schließt sich mit einem zeitlichen Sprung von mehreren Tagen das auflösende Kapitel an. Dieser Bruch im Handlungsfluss hat mich gestört. Ich hätte hier gerne mindestens ein weiteres Kapitel gelesen – zumal in dem Buch noch Platz dafür gewesen wäre: Es endet nach 138 Seiten und enthält neben einer leeren Seite viel Werbung zu weiteren Artikeln über die drei Detektive.

Die drei ??? nur schwach mit ihren üblichen Charakterzügen gezeichnet. Justus darf nur an wenigen Stellen seine geschwollene Redekunst darbieten. Peter kann etwas laufen, das übliche »Den schnapp ich mir!« fehlt aber. Da es keine gruseligen Szenen gibt, ist er überhaupt nicht ängstlich. Bob darf nur einmal in die Bibliothek und Informationen zum silbernen Amulett recherchieren.

Ich habe eine schöne Ermittlungsgeschichte gelesen, die durch ein paar Aktionsszenen und lustige Ideen aufgepeppt wird. Das silberne Amulett könnte aus Peru von südamerikanischen Indianern stammen, inhaltlich ist der Fall also für Freunde von Indianerschmuck und Kunstgegenständen. Das Indianerthema spielt aber ansonsten nur eine untergeordnete Rolle.

Insgesamt gefällt mir die Geschichte gut, da hier einem Unbekannten »hinterher ermittelt« wird. Der Autor Marco Sonnleitner hat viele kleine Ideen und Details eingebaut. Die Auflösung dessen, worum es eigentlich geht, kam für mich überraschend.

Bezüge auf andere Fälle sind mir nur spärlich aufgefallen. Ich habe durch die Erwähnung von Pirate’s Point die geheime Treppe ausgemacht. Das Grab der Inka-Mumie wird durch Justus’ Freude über einen Quipu erwähnt.

Das Buch ist für all diejenigen geeignet, die einen ruhigen Ermittlungsfall lesen möchten, in dem die drei Detektive größtenteils gemeinsam unterwegs sind. Wer viele Details mag, wird hier auf seine Kosten kommen.

Die Hörspielumsetzung

Rückseite der CD (Amazon-Link):

Ich finde die Hörspielumsetzung enttäuschend, weil viele Möglichkeiten verschenkt wurden.

Die Ermittlungen anhand der Gegenstände in der Dose sind so zusammengekürzt, dass es langweilig wird. Beispielsweise entfallen Justus’ Gedankenspiele zum Passwort des Auftraggebers vollständig – er weiß das Passwort einfach.

Ein weiteres Beispiel: Justus’ Zahnschmerzen werden nur kurz erwähnt. Sie sind aber durchaus handlungsrelevant, da er ohne sie zum Schluss nicht die vermeintlichen Schmerztabletten dabei gehabt hätte. Außerdem fehlt so die Geschichte mit dem Eis, bei dessen übermäßigen Genuss er sich den Zahn abbricht. Sie wäre eine schöne Ergänzung gewesen.

Dies sind nur zwei Beispiele für viele kleine Schlenker und Details in der Geschichte, die mir im Buch gut gefallen haben, im Hörspiel aber leider gekürzt oder gestrichen sind. Dadurch wird die Geschichte gradliniger und einfach langweilig.

Die Sprecherleistung ist solide; es gibt für mich keine Höhen und Tiefen. Irgendwie plätschert alles so dahin. Einziger Lichtblick war Amber, die mit schön nerviger und teilweise quäckiger Stimme dargestellt wird. Allerdings wurde auch hier gekürzt: Ich finde, dass ihr Anhimmeln von Bob nicht so extrem wie im Buch dargestellt ist und daher wirkt es auf mich fast gar nicht. Hier ist viel verschenkt worden, denn Ambers Stimme finde ich als nerviges 13jähriges Pubertier sehr gut besetzt. Dass sie Peter und Justus links liegen lässt, kommt im Hörspiel nicht gut rüber.

Wirklich schade finde ich, dass Karin Lieneweg die von der Polizei vorgeladene Tante Mathilda nicht entsetzter spielt. Im Buch finde ich ihre Entrüstung wirklich sehr schön geschildert, im Hörspiel kommt das leider bei mir gar nicht so an.

Axel Milberg hätte ich eine bessere erste Folge als neuer Erzähler gewünscht. Er kam eher märchenonkelhaft bei mir an. Ich bin gespannt, in welche Richtung sich seine Erzählweise entwickelt. Ich muss mich erst noch an die neuen Stimme gewöhnen.

Zusammen »den neuen Titus« und »den neuen Erzähler« zu hören war teilweise schon komisch. Musik und Geräusche sind mir nicht weiter aufgefallen.

Leider gibt es einen kleinen handwerklichen Fehler: In der Sprecherliste taucht eine Laura auf. Das kann nur jene Sprecherin sein, die die drei Detektive zu Amber lässt. Das ist allerdings in der Buchvorlage nicht Laura, sondern ihre Mutter Esther.

Für wen ist das Hörspiel nun geeignet? Für jene, die die Buchvorlage nicht kennen, mag das Hörspiel funktionieren. Ich fürchte allerdings, dass es auch für diese Hörergruppe als Ermittlungsfall zu gradlinig und langweilig ist. Diejenigen, die das Buch kennen, werden wohl ähnlich enttäuscht von der Umsetzung sein wie ich.

Das Hörspiel werde ich so schnell nicht wieder hören, und dann wohl auch nur aus historischem Interesse als erste Folge von Axel Milberg. Ansonsten werde ich deutlich lieber zum Buch greifen.

Fazit

Das Buch habe ich wirklich gerne gelesen, die Ermittlung anhand des Doseninhalts und die vielen Details fand ich sehr gut.

Die Hörspielumsetzung ist enttäuschend, da viele Möglichkeiten verschenkt wurden. Durch die Gradlinigkeit finde ich es zu langweilig. Handwerklich ist das Buch nicht gut umgesetzt. Auch die Sprecher tragen nicht dazu bei, das Hörspiel aufregend zu machen.

Das Buch ist in der oberen Tabellenhälfte, das Hörspiel im unteren Tabellendrittel.

Weiterlesen

Meine Gedanken zum erneuten Erzählerwechsel habe ich in einem weiteren Artikel festgehalten.

Achtung, bei den folgenden Links auf die Rezensionen musst du mit Spoilern rechnen.

In der Kassettenbox ist kurz nach Erscheinen der Folge eine Hörspielrezension erschienen.

Die Amazon-Rezensionen zum Hörspiel sind wie üblich bunt gemischt. Einige finden die Folge gut, einige schlecht. Die Rezensionen zum Buch fallen deutlich positiver aus.

Die detailliertesten Rezensionseinträge habe ich mal wieder auf Rocky Beach gefunden.

Jetzt bist du dran!

Ich schreibe das hier nicht nur für mich, sondern ich möchte auch erfahren, wie dir dieser Fall gefallen hat. Wie fandest du das Buch? Oder das Hörspiel? Oder hast du zu beidem eine Meinung? Sage es mir in den Kommentaren!