Interview mit Jonas Reinhard von der Stadtbibliothek Donauwörth

Die Stadtbibliothek Donauwörth hat 2019 ein Ferienprogramm für Kinder durchgeführt. Thema waren »Die drei ???«. Dieses Interview berichtet von den Erfahrungen damit.

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Jonas Reinhard hat das Ferienprogramm in der Stadtbibliothek Donauwörth 2019 für Kinder durchgeführt und später auf Reddit darüber berichtet. Seinen Bericht habe ich als Anlass genommen, mit ihm dieses Interview zu führen. Es fand per E-Mail-Ping-Pong statt und hat etwas länger gedauert – daher erscheint es erst jetzt.

Wie kamst du auf die Idee zu der Aktion?

Wir nehmen schon seit längerer Zeit am Ferienprogramm der Stadt Donauwörth teil. Zu Beginn war es immer eine große Gruppe und das Ferienprogramm eine auf Bibliothek und das jeweilige Thema ausgelegte Schnitzeljagd.

Im Jahr 2017 habe ich mit unserer damaligen Auszubildenden das Konzept verändert. Das Thema war damals »Harry Potter« und da bot es sich einfach an, die Kinder vorher in vier Gruppen einzuteilen, die für die Hogwarts-Häuser standen. Die Gruppen haben dann verschiedene Stationen durchlaufen.

Das Programm war ziemlich beliebt und wir haben es dann 2018 einfach wiederholt.

Im Jahr darauf wollte ich dann etwas anderes machen. Durch die Live-Tour und die Folge 200 »Feuriges Auge« war bei mir relativ schnell klar, dass es etwas mit den drei ??? und allgemein dem Thema »Detektive« werden soll.

Einige Ideen hatte ich dann fast sofort. Ich habe dann aber auch noch auf Reddit nach Ideen gefragt. Mit dem Input der Community von r/dreifragezeichen (Vielen Dank nochmal an dieser Stelle!) stand dann Programm eigentlich auch relativ schnell.

Wie sah das Programm dann aus?

Wir haben an verschiedenen Orten in der Donauwörther Stadtbibliothek Stationen eingerichtet. Die Kinder wurden in vier Teams aufgeteilt und haben die Stationen in unterschiedlicher Reihenfolge durchlaufen.

Die Teams waren »drei Fragezeichen« , »Sherlock Holmes«, »TKKG« und »Kommissar Kugelblitz«. Nach 2 Stationen war eine kurze Pause mit Brezen (mit und ohne Butter) und Wasser und Säften.

Die einzelnen Stationen waren:

Station 1: Memory

Von Kosmos gab es damals zum Release vom Buch zu »Feuriges Auge« Sammelkarten im Stil von Trumpf/Quartett Karten. Von meinem Buchhändler vor Ort habe ich da ein paar bekommen und dann beim Verlag nachgefragt, ob die noch Restbestände haben. Hatten Sie und Kosmos war so nett mir einen Karton davon zuzuschicken. Aus diesen habe ich dann ein Memory-Spiel gebastelt. Die Regeln dazu sind ja bekannt.

Station 2: Fingerabdrücke

Wir haben uns im Vorfeld mehrere Fingerabdrucksets gekauft. Auf einen Tisch haben wir eine Holzplatte gelegt, um die Tische nicht komplett dreckig zu machen, was aber nur bedingt funktioniert hat. Die Sauerei war trotzdem riesig, aber die Kinder hatten ihre Freude dran. Das nächste Mal werden wir zusätzlich noch Papiertischdecken verwenden.

Station 3: Gegenüberstellung

Bei dieser Station wählten die Kinder einen »Zeugen« aus. Dieser hat kurz den Raum verlassen, während sich die Kinder verkleidet haben. Der Zeuge prägt sich dann die Kostüme der Kinder ein. Danach verlässt er wieder den Raum, und die anderen Kinder tauschten Kostümteile. Der Zeuge musste dann versuchen, die Unterschiede zu vorher herauszufinden.

Station 4: Der Tresor

Das kann man sich vorstellen wie ein Exit Room im Kleinen. Es gab eine Reihe von Rätseln, die die Kinder lösen mussten, um am Schluss einen Tresor öffnen zu können, in dem sie dann einen Schatz finden konnten (Kaubonbon Münzen).

Das Problem dabei war, dass der Tresor nicht die beste Verarbeitungsqualität hatte und mir gleich beim ersten Durchgang kaputt ging. Ich musste ihn dann mit einem Schraubenzieher aufbrechen. Das nächste Mal werde ich eine Holzkiste mit Vorhängeschloss nehmen.

Nach den Stationen war dann noch etwas Zeit und ich habe noch eine Stelle aus »Feuriges Auge« vorgelesen und mit den Kindern ein paar Red Stories gespielt, das sind die bekannten Black Stories in der Version für Kinder.

Welche Station kam bei den Kindern am besten an und welche nicht? Warum?

Am besten kam wahrscheinlich die Station mit der Gegenüberstellung an.

Es gab jetzt allerdings keine Station, bei der wir das Gefühl hatten, dass sie bei den Kindern überhaupt nicht ankam.

Würdest du es wiederholen? Falls ja: Was würdest du verändern wollen?

Ja, wir wollten das Ferienprogramm auch 2020 wieder durchführen. Das war in der aktuellen Situation aber einfach nicht möglich.

Bei einer Neuauflage werden wir aber ein paar Kleinigkeiten ändern. Bei der Station, bei der die Kinder Fingerabrücke sichern können, habe ich es ja schon beschrieben.

Die Station mit dem Tresor werden wir auf jeden Fall überarbeiten. Wir haben dafür extra einen Spielzeugtresor mit Tastenfeld angeschafft. An den Tagen vor der Veranstaltung hab ich die Funktion des Tresors mehrmals getestet und alles hat wunderbar funktioniert. Als die erste Gruppe den Code in den Tresor eingeben wollte, gab allerdings das Tastenfeld nach und die Kinder konnten den Tresor nicht öffnen. Daher musste ich, wie schon gesagt, mit dem Schraubenzieher nachhelfen, damit die Kinder trotzdem an ihre Kaubonbon-Münzen kamen. Da werde ich mir was anderes überlegen müssen.

Ansonsten könnte man das Konzept natürlich mit jedem beliebigen Thema durchführen.

Was würdest du anderen Bibliotheken empfehlen, wenn sie so etwas auch machen wollen?

Sucht euch ein Konzept, das man relativ leicht auf verschiedene Themen anwenden kann. Durch ein modulares Konzept mit einzelnen Bausteinen kann man einzelne Teile des Programms, die vielleicht nicht so gut ankommen, beim nächsten Mal leicht austauschen. Dann muss man nicht das ganze Konzept überarbeiten.

Außerdem muss einem klar sein: Es geht immer irgendwas schief, kaputt oder wird furchtbar dreckig :)

Welcher Aufwand steckte hinter der Vorbereitung und der eigentlichen Durchführung?

Den Zeitaufwand kann ich jetzt gar nicht so pauschal beantworten. Von Beginn der Planung bis zur Veranstaltung lagen wahrscheinlich grob sechs Monate, in der Zeit habe ich allerdings natürlich nicht ununterbrochen dran gearbeitet.

Wenn ich es die reine Arbeitszeit zusammenrechnen müsste, würde ich etwa vier Tage sagen, ich bin aber sowohl im Rechnen als auch im Schätzen furchtbar schlecht. Wenn das Konzept dann aber mal steht, lässt sich das relativ leicht und zügig wieder reaktivieren und dann hängt es halt davon ab, wie viel man ändert.

Finanziell lag das ganze insgesamt vielleicht bei 300€, das meiste an Deko haben wir aber entweder vom Buchhandel oder Kosmos gestellt bekommen und ein bisschen was habe ich von zu Hause mitgebracht. Die meisten Requisiten für die Gegenüberstellung haben ich und meine Kolleginnen mitgebracht.

So eine Aktion kostet natürlich auch einiges Nerven. Wenn es den Kindern dann Spaß macht, ist es das aber auf jeden Fall wert!

Vielen Dank für das Interview, Jonas!

Weiterlesen

Die Fotos in diesem Beitrag stammen von Jonas. Mehr Fotos von seiner Veranstaltung hat er auf Imgur eingestellt.

Mehr Informationen zur Stadtbibliothek Donauwörth kannst du auf ihrer Webseite nachlesen.

Jonas hat oben Karten erwähnt, aus denen er ein Memory gebastelt hat. In meinem Artikel über das Erscheinen des 200. Falls »Feuriges Auge« kannst du ein Foto von diesen Karten sehen.

Falls du den Subreddit zu den drei ??? noch nicht kennen solltest, empfehle ich dir, dort mal vorbeizuschauen. Da ist bestimmt etwas für dich dabei.