Rezension: Die drei ??? – Der Geist des Goldgräbers

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Ein Geist, ein Krokodil, und … und ein Toter!

Klappentext:

Im menschenleeren Dead Man’s Canyon begegnet den drei ??? plötzlich ein Goldgräber. Und zwar nicht irgendeiner – John Dewey kam vor über 100 Jahren zu Tode und verfluchte jeden, der seinem Gold nahe kommt. Für Justus steht fest: Alles Legende! Doch als in der darauffolgenden Nacht gespenstischer Besuch vor der Tür steht, erwacht die Legende zum Leben …

Die Buchvorlage

Kurz: Sauber konstruiert und stimmungsvoll mit etwas Nostalgie.

Das Buch beginnt mit der Schauergeschichte um John Dewey, der in der Gegend Gold gesucht hat und später von Arbeitern, die er angeheuert hatte, aufgehängt worden war. Deweys Geist taucht im »Dead Man’s Canyon« dann und wann auf – genau deswegen wurden die drei Detektive auch gerufen.

Der Einstieg der Geschichte ist sehr stimmungsvoll und die Detektive ermitteln in der vermeintlichen Gruselgeschichte. Nostalgiepunkte gibt es von mir für das Testament, um das es letztendlich geht, und für die Idee des unsichtbaren Hundes (der Fall um den Karpatenhund heißt im Original »Invisible Dog«), der der ständige Begleiters eines Charakters zu sein scheint.

Absurditätspunkte vergebe ich für Mr. Sobek. Ein waschechtes Nil-Krokodil samt Diskussion um das Washingtoner Artenschutzabkommen. Die Idee eines Krokodils im Gehege in der Wüste ist so absurd und für mich gut in die Geschichte eingebaut, so dass sie gut funktioniert.

Zum Ende wendet sich die Geschichte wie üblich und es geht um eine Erbschaft. Auf dem Weg dahin finden die Jungs einen Toten.

Die Hörspielumsetzung

Kurz: Sehr schwach. Die Umsetzung verdreht nicht nur das Buch, sondern funktioniert für mich auch an sich nicht. Sie ist nur aufgrund der Sprecherauswahl nicht unterirdisch.

Zunächst das Positive: Musik und Sprecher sind gut gewählt, einzig Susanne Sternberg als Miranda Kramer finde ich zu hektisch.

Das war es dann aber auch schon mit dem Positiven. Warum die Buchvorlage so verdreht werden musste, entzieht sich meiner Kenntnis.

Es fängt mit der extremen Kürzung der Geschichte um John Dewey an. Dies finde ich um so verwunderlicher, als üblicherweise bei den Hörspielen gerne Zeit mit einem stimmungsvollen Monolog verbracht wird. An Zeitmangel kann es nicht liegen, da auf dem Medium noch ausreichend Platz gewesen wäre.

Am enttäuschendsten finde ich die Krokodilszene umgesetzt. Das mag daran liegen, dass sie mir im Buch so gefallen hat.

Mirandas Sinneswandel über ihre Abreise ist nicht nachvollziehbar.

Die Turnschuh-im-Bild-Recherche von Justus ist so gekürzt, dass man das eigentlich auch hätte weglassen können. Somit wäre dann auch das Auftauchen von John Dewey zu Beginn der Geschichte überflüssig geworden, das ohnehin im Hörspiel nicht aufgeklärt wird. Die Möglichkeit wäre aber gegeben, denn Ravens Freund Robert taucht im Hörspiel auf. Aber wer nur das Hörspiel kennt, wird sich fragen, was der Robert denn da macht, da seine Existenz weder motiviert noch notwendig ist.

Ich habe mir hier noch viel mehr notiert, dies würde aber nichts zu meiner Kernaussage hinzufügen: Enttäuschende Umsetzung, die nicht einmal dann funktioniert, wenn ich das Buch ignoriere. Üblicherweise bin ich bei der Hörspielumsetzung ja eher tolerant, da es ein anderes Medium ist und sie innerhalb der Europa-Richtlinien funktionieren muss, aber dieses Mal ist es zu viel.

Fazit

Das Buch war gut zu lesen. Die Ideen mit dem unsichtbaren Hund und dem Krokodil haben mir sehr gut gefallen. Die Handlungsweise der Charaktere war nachvollziehbar und die Auflösung des Falles ist handwerklich gut gemacht.

Das Hörspiel werde ich wenn überhaupt nur wegen der Sprecher hören. Sauber in den Sand gesetzt. Extrem schade!

Das Auftauchen eines Toten ist für mich ein weiteres Indiz dafür, dass sich die Reihe langsam für ältere Jahrgänge entwickelt. Nachdem in den letzten Fällen gelegentlich Drogen thematisiert wurden, haben wir nun einen Toten. Das Motto »Kein Sex, keine Drogen und keine Toten«, das in der Gemeinde gerne für die Reihe angeführt wird, bröckelt.