Interview mit Christian R. Rodenwald

thumbnail for this post

Am 23. August 2019 ist das Audio-Feature “Die Welt der drei Fragezeichen” (Amazon-Link) zum gleichnamigen Buch von Christian R. Rodenwald erschienen. Zu diesem Anlass habe ich mit Christian ein Interview geführt.

Hallo Christian, ich möchte mit dir zunächst zurück an den Anfang springen. Vor etwa zwei Jahren hattest du die Idee zu dem Buch, das du schreiben wolltest, weil es ein solches Buch noch nicht gab.

Wie kam es dazu, dass es gerade beim Riva-Verlag und nicht im Kosmos-Verlag erschienen ist? Da die Bücher bei Kosmos erscheinen, wäre das für mich naheliegend.

Dass das Buch bei riva erschienen ist, hat eine ganz praktische Erklärung: Ich kannte jemanden von der Münchner Verlagsgruppe, zu der auch riva gehört.

Anfang Juni 2016 habe ich ihm meine Idee für ein Sachbuch über “Die drei ???” vorgestellt. Das war relativ unverbindlich. Ich habe noch einmal nachgeschaut. Es war ein Absatz in einer E-Mail. Ein paar Tage später kam dann ein Einzeiler als Antwort: “finde die Idee suuuuper!!!”

Ich bin dann peu à peu in dieses Projekt hineingeschlittert. Auf einmal wurde ein Konzept angefordert. Erst ab diesem Punkt habe ich mir dann nähere Gedanken gemacht. Da musste ich auch erstmal mit meiner Frau reden. Die war damals schwanger, fand das aber alles super. Und dann ging das ganz schnell. Mir wurde eine Lektorin zugeteilt und ich hatte einen Autorenvertrag im Briefkasten.

Ich glaube, aus dieser Antwort ergibt sich sehr gut, warum “Die Welt der drei Fragezeichen” nicht bei Kosmos erschienen ist. Ich kannte dort niemanden. Zudem bekommt Kosmos mit Sicherheit – gerade in Bezug auf “Die drei ???” – etliche fertige Manuskripte zugeschickt. Und ich hatte sogar “nur” eine Idee.

Vom Erfolg des Buches warst du selbst überrascht. Wie schnell hat dir der Verlag mitgeteilt, dass eine zweite Auflage gedruckt werden muss und hast du da schon Änderungen vorgenommen oder den Text ergänzt?

Es hat sich relativ früh abgezeichnet, dass das Buch gut laufen würde. Es gab von Händlerseite großes Interesse. Ob und wie viele Bücher dann tatsächlich verkauft werden, weiß man erst viel später. Der Nachdruck neuer Auflagen geschieht in der Regel ohne großen zeitlichen Vorlauf.

Ich bekomme kurz vorher eine Info und kann dann Änderungswünsche durchgeben. Großartige Ergänzungen sind gar nicht erwünscht beziehungsweise möglich. Wenn ich auf einmal eine neue Seite hinzufüge, muss womöglich das ganze Buch neu gesetzt werden. Da muss man einen guten Mittelweg finden, zum Beispiel einen Absatz umschreiben.

Für das Hörbuch habe ich das Manuskript noch einmal durchgearbeitet sowie zwei komplett neue Kapitel ergänzt – über Evelyn Boyd und “Feuriges Auge”.

Gelegentlich veranstaltest du Lesungen. Dort trägst du aber nicht nur einfach den Text vor, sondern hast auch immer ein kleines Rahmenprogramm. Woher kommen die Ideen dafür?

Zu meiner großen Verwunderung musste ich bei meiner ersten Lesung feststellen, dass nicht nur Kassettenkinder – also Erwachsene – gekommen sind, sondern auch (deren) Kinder.

Das hat mich vor eine gewisse Schwierigkeit gestellt. Ich musste beiden Gruppen gerecht werden. Um gerade bei den Kindern die Aufmerksamkeitsspanne hochzuhalten, habe ich dann nach und nach ein kleines Programm entwickelt.

Ich hatte ganz am Anfang schon eine Karte von Kalifornien dabei. Die Idee für das Quiz hatte Nancy Jarisch von Thalia in Weiterstadt. Sie ist selbst großer Drei-???-Fan und hat meine Lesung in ihrer Filiale damals mit großem Enthusiasmus geplant. Es gab sogar Kirschkuchen!

Die Idee für das Zentrale-Zeichnen hatte Thomas vom Spezialgelagerten Sonderpodcast.

Welches war das lustigste Ereignis auf einer Lesung, an das du dich erinnern kannst? Und was hat gar nicht funktioniert?

Die Lesungen machen mir unheimlich Spaß. Am Ende jeder Lesung gibt es eine Verlosung. Ich habe dann mehrere Glücksfeen bei mir. Das sind dann immer Kinder aus Publikum.

Im Lostopf sind erstmal alle Quizzettel. Eine Glücksfee zieht die Lose und ich schaue schnell durch, ob alles richtig angekreuzt ist. Wenn das der Fall ist, liest eine andere Glücksfee den Gewinner vor und eine andere Fee übergibt den Preis. Ich kann leider nicht unendlich viele Rollen vergeben, möchte aber natürlich, so viele wie möglich beteiligen.

Bei einer Lesung in Großenbrode, wo ich Ostseetouristen mit Drei-???-Anekdoten unterhalten durfte, ist dann folgendes passiert: Die Glücksfee, ein etwa 10 Jahre altes Mädchen, zog einen Zettel, der schon etwas abenteuerlich aussah. Fast alles war falsch angekreuzt, teilweise auch mehrfach. Ich habe das auch kurz kommentiert, natürlich ohne einen Namen zu nennen. Ich wollte den Zettel schon beiseitelegen, als meine Glücksfee auf einmal zu zittern begann und ganz schüchtern und leise sagte: “Das ist mein Zettel…”

Ich habe den Zettel dann sofort zerknüllt und so etwas gesagt wie “und auch hier war alles richtig”. Das Publikum hat gelacht und ich habe ihr einen Preis überreicht.

Dann kam der Kurdirektor auf die Bühne und erzählte die “Geschichte” zu diesem Mädchen. Einen Tag vorher hatte sie die Eintrittskarte bei einer anderen Veranstaltung gewonnen, kannte “Die drei ???” aber gar nicht. Sie wollte dann aber unbedingt hin, die Eltern warteten vor der Tür. Sie war auf einmal richtig stolz. Und der ganze Saal hat applaudiert.

Und was hat nicht funktioniert? Einmal kam ich zu spät zu meiner eigenen Lesung. Ich hatte mich schon gefreut, denn die Veranstaltung sollte in Gießen stattfinden. Ich kehrte nach zehn Jahren in die Stadt zurück, wo ich Geschichte studiert hatte.

Nun liegt die Stadt in Mittelhessen leider abseits der viel befahrenen ICE-Strecke zwischen Hannover und Frankfurt. Es gab da aber den einen IC, mit dem ich Gießen von Berlin aus – mit Umstieg in Hannover – hätte gut erreichen können. Ich saß auch drin, aber da ging schon die Pannenserie los.

Dort, wo mein reservierter Platz hätte sein müssen, war nichts. Der Zug war steinalt und klapperte – zumindest erinnere ich das im Nachhinein so. Irgendwann kam eine Durchsage, dass der Zug in Kassel einer kurzen Untersuchung unterzogen werden müsste. Eine halbe Stunde standen wir auf dem Bahnsteig, bis die Nachricht kam: “Alle aussteigen, Zugdefekt!”

Jetzt war ich zwar schon in Hessen, aber es waren trotzdem noch 120 Kilometer. Und der Regionalexpress ließ auf sich warten. Da war ich schon sehr angespannt.

Als ich dann später aber sah, wie treu die Leute gewartet haben, fiel der ganze Stress schnell ab. Ich brauche so etwas aber kein zweites Mal.

Nach der Veröffentlichung des Buchs hast du die Fan-Gemeinde näher kennengelernt. Die Fans sind über alle Gesellschaftsschichten verteilt und auch ihr Alter kann nicht klar einer Gruppe zugeordnet werden. Hast du eine inhaltliche Gemeinsamkeit der Fans feststellen können?

Ich denke hier an etwas in der Art “André Marx ist der beste Autor”, “Die Musik von Carsten Bohn ist unersetzlich”, “Wenn die Hauptsprecher nicht mehr dabei sind, dann werde ich die Hörspiele nicht mehr hören”, “Die Hörspiele sollten wieder kürzer sein, früher hatten die mehr Pepp”, “Die neuen Autoren sind nicht so gut wie die alten”.

Die einzige Gemeinsamkeit, die mir aufgefallen ist, ist: Die Leute sind alle so unglaublich nett und sympathisch. Da ist die ganze Bandbreite dabei – vom Gelegenheitshörer bis zum absoluten Fan.

Ich sehe anhand der Quizauswertung, dass es immer noch viele gibt, die bei “Erfinder der Serie” zunächst Alfred Hitchcock angekreuzt haben – dann aber im Verlauf der Lesung von Robert Arthur erfahren haben. Das freut mich dann immer.

Auf die Musik von Carsten Bohn werde ich in der Tat häufiger angesprochen. Die Frage nach Ben Nevis kommt auch ab und an.

Bei meiner letzten Lesung saß jemand – sogar in der ersten Reihe, der “Die drei ???” erst mit Folge 186, also “Insel des Vergessens” von André Marx, kennengelernt hat. Der war ganz begeistert und ist nun Intensivhörer. Der Mann war schon um die 50 Jahre alt. Dass jemand in so hohem Alter seine Fan-Karriere startet, hat mich beeindruckt.

In deinem Buch steht deine E-Mail-Adresse, damit dir der geneigte Leser Rückmeldung geben kann. Was war die überraschendste Mail?

Eine der ersten Rückmeldungen bekam ich von einem Polizisten, der von seiner Dienstadresse aus schrieb. Wir waren uns schnell einig, dass auch die deutsche Polizei ab und an ein paar Junior-Assistenten bräuchte.

E-Mails aus den USA sind auch immer interessant. Sonst fiel mir auf, dass viel Feedback aus der Schweiz kam, nicht aber aus Österreich. Das gleiche habe ich auch bei Zeitungsberichten festgestellt. In der Schweiz wurde überproportional viel über mein Buch berichtet, erst letztens erschien dort wieder ein Artikel über meine Suche nach der Serienbibel. Irgendwann kam dann aber auch die erste E-Mail aus Wien.

Wenn Kinder schreiben, ist es auch herrlich. Die fühlen mir dann ganz besonders auf den Zahn.

Im “Spezialgelagerten Sonderpodcast” warst du mehrmals zu Gast. Du scheinst mit den Jungs eine gute Ergänzung gefunden zu haben. Wie kam es zu diesem Kontakt? Habt ihr gleich gemerkt, dass es zwischen euch “passt”?

Ich habe Sebbo und Dr. Knobel in Frankfurt auf der Buchmesse kennengelernt. Ich wusste bis dato gar nicht so genau, was ein Podcast überhaupt ist. Ich fand die beiden mega sympathisch. Und wir haben auch etwa eine Stunde am Stand gequatscht.

Dass das mal so innig werden würde, das konnte keiner wissen. Gerade die Liveauftritte haben mir großen Spaß gemacht. Und ich freue mich schon sehr darauf, was die für Ihren Jubiläums-Livepodcast im November in Bremen auf die Beine stellen. Ich habe mir mein Ticket schon gesichert.

Dein Buch ist nun vertont worden. Im Wesentlichen haben alle Personen, die du interviewt hast, ihren Text selbst eingesprochen. Wie hast du dich gefühlt, als du das erfahren hast?

Das muss man im Kontext sehen. Ich war zunächst einmal sehr beeindruckt, dass sich SONY der Sache annehmen wollte. Die Idee, kein klassisches Hörbuch sondern ein Feature zu machen, wurde schon sehr früh mit mir besprochen. Ich fand das natürlich toll, wie im Traum. So ein Projekt ist auch kein 100-Meter-Lauf, eher ein Marathon.

Die Interviewpartner haben ihre Texte eingesprochen, Europa hat das Audio-Archiv geöffnet, Oliver Rohrbeck hat das Hörbuch produziert. Das soll jetzt keine Lobhudelei sein, aber auch ohne das Ergebnis bisher gehört zu haben ist dies für mich schon ganz dicht an “perfekt”, weil auch das Buch wirklich gut geschrieben und sauber recherchiert ist.

Hast du irgendetwas an dieser klanglichen Umsetzung gefunden, das noch verbessert werden könnte? Hast du die über neun Stunden überhaupt schon gehört?

Ich habe die CDs selbst erst vor wenigen Tagen bekommen. Ich wollte es nicht vorab als Datei auf dem Computer hören, sondern den Moment genießen. Ich habe aufgrund der hochgeladenen Videos bei YouTube dem Tag entgegengefiebert, wann ich es endlich hören kann. Vorfreude ist die schönste Freude.

Ich bin sehr glücklich, was am Ende daraus geworden ist. Ein absolutes Lob geht an alle Beteiligten. Ich habe mich noch nie in einem derart professionellen Umfeld bewegt.

Welche Projekte stehen als nächstes an? (Wenn du schon darüber reden magst.)

Davon wird man dann mit Sicherheit zu gegebener Zeit hier erfahren …

Vielen Dank für das Interview, Christian!

Weiterlesen

Das Audio-Feature “Die Welt der drei Fragezeichen” (Amazon-Link) ist seit dem 23. August 2019 erhältlich. Auf YouTube gibt es ein Interview mit Christian dazu. Und der Spezialgelagerte Sonderpodcast hat auch ein kurzes Interview mit ihm geführt.

Falls du Christians Buch noch nicht kennen solltest und an meinem Eindruck dazu interessiert bist, habe ich hier meine Rezension für dich.