Bilanz des ersten Jahres
Das erste Jahr dieses Blogs ist um und ich ziehe Bilanz. Wie kam es zu dem Blog und habe ich meine Ziele erreicht? Bin ich zufrieden?
Die drei Fragezeichen und das neue Blog
Dieses Blog hatte ich eingerichtet, weil ich beim Schreiben meines Allbuchs ins Stocken geraten war. Und was mache ich wie viele andere auch gerne, wenn ich eine Idee nicht weiterverfolgen möchte? Ich schnappe mir eine neue!
Die neue Idee sah so aus: Ich schreibe nicht große Texte fürs Allbuch, sondern kleine Schnipsel, die ich dann später nach einer kleinen Überarbeitung ins Allbuch übernehmen kann.
Diese kleinen Texte veröffentliche ich, damit ich frühzeitig Rückmeldungen von den Lesern bekommen kann. Diese Rückmeldungen lasse ich in den Text einfließen und so wird er kontinuierlich besser. (Software-Entwickler werden diese Strategie als »release early, release often« [»veröffentliche früh und oft«] oder von agilen Entwicklungsmethoden her kennen.)
Dazu habe ich mir folgendes Ziel gesetzt: Schreibe jede Woche einen Blogeintrag mit mindestens 100 Wörtern. »Das kann ja nicht so schwer sein«, dachte ich mir. »100 Wörter sind 10 Sätze zu 10 Wörtern. Das werde ich wohl schaffen«. Und habe ich das nun erreicht?
Ja und nein. Zu Beginn war ich voller Elan dabei und habe fleißig jede Woche gebloggt (bis auf eine Ausnahme im Urlaub). 100 Wörter waren gar kein Problem: Wie sich herausgestellt hat, kann ich mich nicht so kurz fassen. Ziemlich flott bin ich über dieses Ziel locker hinausgeschossen.
Eine neue Strategie
Dann habe ich meine Strategie geändert. Plötzlich wollte ich zu jeder erscheinenden Hörspielfolge eine Rezension schreiben und dabei die Unterschiede zum Buch aufführen. Und Sprecherlisten und Tracklisten und Coverbild und Produktdetails und alles weitere an Daten dazu. Um die Unterschiede herauszustellen, musste ich natürlich vor dem Erscheinen der Hörspielrezension die Buchrezension schreiben, die ähnlich umfangreich sein sollte.
Das war zuviel, wie du dir jetzt vielleicht schon gedacht hast. Der reine zeitliche Umfang war zu groß – allein die Recherche der Daten und das Ausmerzen von Abweichungen hat länger als erwartet gedauert (man soll es kaum glauben, aber Europa schafft es fast regelmäßig, Unterschiede zwischen den Informationen im Booklet und der Webseite einzubauen).
Damit habe ich mir mehr Druck gemacht, als fürs Schreiben gut war. Der Druck führte dazu, dass das Bloggen nicht mehr Spaß gemacht hat, sondern ich im Hinterkopf immer ein »Ich muss noch …« hatte. Schlussendlich hat der Druck zusammen mit der abebbenden Blogeuphorie zum völligen Stillstand geführt. Und wenn ich auch nicht wirklich viele Leser habe, so wurde ich doch im echten Leben darauf angesprochen, dass ich lange nichts mehr gebloggt habe (Hallo, Reimer!).
Zurück zum Wesentlichen
Also alles auf Anfang. Ich schreibe Schnipselchen, die ich nach Überarbeitung ins Allbuch übernehmen möchte. Wie sehen die Leser aus, für die ich schreibe? Es sind Kassettenkinder, die mehr über die Hintergründe und aktuelle Entwicklungen wissen wollen. Sie sind keine Hardcore-Fans, die ohnehin schon alles darüber wissen.
Und abschließend die alles entscheidende Frage:
Bin ich zufrieden?
Am Anfang war ich zufrieden, weil ich Spaß hatte. (Wenn ich fast keine Leser habe und kein Geld dafür bekomme, dann möchte ich wenigstens Spaß haben.) Mittlerweile habe ich den Spaß nicht mehr. Dies ging sogar so weit, dass ich Folge 168 (GPS-Gangster) ausgesetzt habe. Ja, auch als Buch. Aber André Marx hat’s gerichtet: Mit der Spur des Spielers nehme ich den Faden wieder auf und hole mir der Rückbesinnung auf’s Wesentliche den Spaß zurück.
Wohlan denn nun, an’s Werk, juchhe!
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